Trigger

Jegliche sich wiederholenden Geräusche oder visuelle Eindrücke können zu Triggern werden. Ebenso kann der Geruchssinn (Olfaktorisch), oder der Tastsinn (Sensus tactus) betroffen sein. Am häufigsten sind Trigger, die von Menschen erzeugt werden, wie z.B. Atem- oder Kaugeräusche.  Das Betroffene häufig die "klassischen Trigger" aufweisen, kann den alltäglichen gleichen Erfahrungen zugeschrieben werden. Ess- und Atemgeräusche kennen alle Menschen aus dem alltäglichen Leben. Dazu kommen weitere individuelle Trigger, basierend auf persönlichen Erfahrungen.

 

Umfragen haben ergeben, dass zwei Drittel der von Misophonie Betroffenen Kau- oder Essgeräusche als ihre schlimmsten Trigger benennen. 10 % gaben Atemgeräusche als ihren stärksten Trigger an. Die übrigen 25% führten unterschiedlichste Auslöser wie z.B. bellende Hunde, Rüttelmaschinen, Rasenmäher, das Klicken eines Kugelschreibers, wippen mit dem Bein, Bassgeräusche durch die Wand, usw. auf.

 

Manche Betroffene gaben an, dass ein Geräusch nur dann einen Trigger für sie darstellt, wenn eine bestimmte Person dieses Geräusch erzeugt. Als Beispiel werden Essgeräusche von Tieren genannt, welche im Unterschied als von Menschen produziert, als harmlos empfunden werden. Bereits das beobachten wie sich der Kaumuskel, oder der Kiefer bei Personen beim essen bewegt, kann starke Reaktionen hervorrufen.

 

Die Auswirkungen auf das individuelle Leben der Betroffenen reichen von "fast nicht bemerkbar", bis zu "extrem einschränkend". Häufig werden Situationen im Alltag vermieden in denen mit "getriggert werden" gerechnet werden kann, z.B. Kinobesuch (Chips, Popcorn), Restaurantbesuch, Einkaufen gehen (Geruchssinn - Parfüm, individuelle Gerüche). Aus eigenen Erfahrungen kann berichtet werden, dass ein Krankenhausaufenthalt zu katastrophalen Eskalationen führte, da Atem- und Essgeräusche durch Mitpatienten im gleichen Zimmer nicht zu ertragen sind. In solchen Fällen würde man sich wünschen, dass das Umfeld diese Problematik berücksichtigt und nicht mit Zwangsmaßnahmen reagiert.

 

Meistens entstehen Trigger in ganz normalen Alltagssituationen im familiären Umfeld. Der erste Trigger eines Misophonikers stammt immer von einer ganz bestimmten Person, oder einem speziellen Bereich seines Lebens. Ob ein bestimmtes Geräusch zum Trigger wird, liegt nicht an dem Geräusch an sich, sondern an den vorliegenden Umständen unter denen es wahrgenommen wird.

 

Die Ausbreitung von Triggern

Zu Beginn der Problematik findet sich nur ein Geräusch, das evtl. sogar nur von einer einzigen Person stammt, als Trigger. Mit der Zeit erweitert sich dieser Trigger auf ähnliche oder damit verbundene Töne, auf weitere Personen oder Umgebungen die dieses Geräusch verursachen. Ebenso können visuelle Eindrücke der Betroffenen beeinflußt werden, denn:

 

Wenn Sie Ihren Trigger hören und gleichzeitig einem anderen sich wiederholenden Geräusch oder optischen Eindruck ausgesetzt sind, können sich diese zu einem neuen Trigger entwickeln.

 

Anhand eines Beispieles kann dieser Umstand besser nachvollzogen werden. Stellen Sie sich vor, dass Kaugeräusche Ihre Trigger sind und die heftigen Reaktionen bei Ihnen auslöst. Sie sitzen beim Essen einem Restaurant und hören Kaugeräusche vom Nebentisch. Gleichzeitig werden beim Trinken einer weiteren Person Schluckgeräusche produziert. Nun werden beide Geräusche die misophonischen Reaktionen bei Ihnen auslösen, unabhängig von der verursachenden Person.

 

Dieser Vorgang beschränkt sich nicht allein auf akustische Reize, sondern kann auch visuelle und olflaktorische Sinne beeinträchtigen. Meistens beginnt Misophonie mit akustischen Auslösern, und weitet sich dann weiter auf andere Sinne aus.

 

Legen Sie Ihr besonderes Augenmerk auf diese "Vermehrung" der Trigger. Versuchen Sie, sich nicht von den Triggern kontrollieren zu lassen. Sie sind nicht verpflichtet, Triggergeräusche auszuhalten, denn das könnte zu weiteren neuen Triggern führen.

 

 

Mögliche Trigger

Akustische Trigger:

- Essgeräusche: Kauen, Zähneknirschen, Schmatzen, Schlucken, mit vollen Mund reden, Zähne mit Zunge auslecken

- Geräusche, die am Esstisch gemacht werden: das Kratzen der Gabel auf dem Teller oder an den Zähnen, das Klimpern eines Löffels    

   gegen einen Schüsselrand, Klirren von Gläsern

- Trinkgeräusche: Schlürfen, nach einem Schluck "ah" sagen, Schlucken, nach einem Schluck durchatmen

- weitere Mundgeräusche: an den Zähnen saugen, Küssen, Zahnseide benutzen, Zähne putzen, mit Zahnstocker zwischen den Zähnen 

  bohren

- verwandte Geräusche: eine Kartoffelchipstüte öffnen oder damit rascheln, eine Plastikflasche quetschen, eine Tasse absetzen

- Atemgeräusche: Schniefen, Schnauben, durch die Nase atmen, regelmäßiges Atmen, Schnarchen, pfeifender Atem, Gähnen, Räuspern,

  Schluckauf, lautes Niesen

- Verbale Trigger: Konsonanten (besonders S und P), Vokale (weniger verbreitet), das "Plopp"-Geräusch mit den Lippen, heisere oder raue

  Stimmen, Flüstern, bestimmte Worte, Unterhaltungen, Fernseher durch die Wand hören, Singen, Summen, Pfeifen, Murmeln, das - oder

  bestimmte - Worte wie "eh" oder "genau"

- übliche Geräusche rund um das Haus: Bass durch die Wände, Zuwerfen von Türen, das Brummgeräusch des Kühlschranks, Haartrockner,

  elektrischer Rasierer, Nagelklipsen, Scharren von Füßen, Flip-Flops, schwere Fußtritte, Laufen auf oberem Stockwerk, Gelenkknacken,

  Kratzen, das Tickern einer Uhr, das Klopfen von Rohren, weinendes Baby, Toilettenspülung, Ball gegen Tor schießen

- übliche Geräusche am Arbeitsplatz, bzw. in der Schule: Tippen, Mausklicken, Umblättern, mit einem Bleistift auf Papier schreiben, Kopierer,

  das Klicken eines Kugelschreibers, das Klopfen eines Stiftes oder Fingers auf dem Tisch

- andere Geräusche: landwirtschaftliche Geräte, Pumpen, Rasenmäher, aufprallende Bälle, Piepton beim Einlegen des Rückwärtsganges,

  Verkehrsgeräusche, Piepton beim Autoschließen, das Zuschlagen einer Autotür, Fluggeräusche eines Düsenjägers

- Tiergeräusche: Fellpflege bei Hund oder Katze, Hundegebell, Krähen eines Hahnes, Vogelgezwitscher, Grillengezirpe, Frösche, Kratzen,

  Gewinsel eines Hundes

 

Visuelle Trigger:

Kieferbewegungen (beim Kauen oder anspannen des Kiefers), das Gesicht berühren, auf einem Smartphone scrollen, mit dem Finger zeigen, mit dem Fuß wippen, mit einer Haarsträhne spielen, Essen zum Mund führen, mit den Fingern klopfen, Zwinkern, die Geldbörse öffnen, Zähne mit der Zunge auslecken (nach dem Essen)

 

Olfaktorische Trigger:

bestimmte Gerüche welche mit unangenehmen Dingen verknüpft sind (z.B. Parfüm mit fruchtiger Note); süßliche Gerüche (erinnern an Leichenschauhaus)

 

Taktile Trigger:

eine Tastatur anfassen; bestimmte Textilien

 

Weitere Trigger:

Vibrationen von Bässen (Musik); das Stoßen gegen einen Schreibtisch oder Stuhl an dem man gerade arbeitet oder sitzt; schwere Schritte; wenn das gehen durch versperren durch andere Personen eingeschränkt ist (geh doch endlich auf die Seite damit ich duchkomme)